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Beistandschaften: Auf dem Weg in die Eigenständigkeit der Klient/innen warten viele Dilemmas

Urs Mühle, Fachexperte und Gründer der Tangente GmbH, zeigt in diesem Gastbeitrag auf, auf welche Zielkonflikte er bei Beistandschaften trifft – und wie er diese Herausforderungen angeht 

Die Herausforderungen beim Führen einer Beistandschaft sind vielfältig – und gross. Die Beistände wollen den involvierten Personen gerecht werden und verschiedene Perspektiven einnehmen. Dabei kommt es immer wieder zu Dilemmas – sie gehören zum Beratungsalltag. Zeitdruck und Ungewissheiten erhöhen den Druck, Entscheidungen zu treffen. 

Die Versuchung diese Dilemmata aufzulösen, sich für das Eine oder das Andere zu entscheiden, ist verlockend. Häufig ahnend, dass der Entscheid nicht die Lösung ist, sondern im Gegenteil, sich neue Schwierigkeiten eröffnen. Kennzeichen eines Dilemmas ist oft ein ethisches Problem, mit dem bisher nicht befriedigend umgegangen werden konnte. Anzeichen dafür ist oft ein Unbehagen bei Betroffenen.

Die Bestätigungstendenz: Häufiger Gast in der Mandatsführung

Diese Aufzählung ist nicht abschliessend; sie lässt sich mit weiteren Dilemmas in der Mandatsführung ergänzen. Clevere Mandatsführung heisst, sich immer wieder auf das «Sowohl als auch» zu fokussieren. Mit diesen Dilemmas erfolgreich umgehen und nicht für das Eine oder Andere zu entscheiden. Dazu werden stimmige Leitsätze benötigt, auf welche wir noch zu sprechen kommen. 

Oftmals tappen wir in die Falle der Bestätigungstendenz, welche eine der stärksten kognitiven Verzerrungen ist, denen wir nicht nur in der Mandatsführung unterliegen. Kurzfristig entscheiden wir uns für den einfacheren, zeitsparenden, bürokratischen Weg, in der Grafik für die linke Seite. Dies führt zu stärkeren Negativschlaufen und Festhalten an Mustern. Das führt zu noch mehr Kontrolle und Sachorientierung.

Klient/innen in die Eigenständigkeit führen – ohne Garantie auf Erfolg

Damit dies weniger geschieht, hilft es sich einen Leitsatz des Erwachsenenschutzes immer wieder zu verinnerlichen. Nämlich die Klientschaft und ihre Systeme zu unterstützen sowie Eigenständigkeiten zurückzugewinnen oder dazuzugewinnen

Bei Klienten mit schweren psychischen Einschränkungen, wie beispielsweise Suizidalität, sind immer wieder Schritte in die Unabhängigkeit zu ermöglichen – mit dem kalkulierten Risiko des Misslingens. Eigene Entscheidungen von Klienten mit kognitiven und körperlichen Einschränkungen gelten akzeptiert zu werden. In Gesprächen wiederholt nur reflektieren, auch wenn das Budget für ein paar Monate durcheinanderkommt.

Zwei Fragen, die ich mir in der Arbeit immer wieder stelle:

  • Biete ich meinen Klienten und Klientinnen Lernfelder für mehr Eigenverantwortung und Autonomie in der Lebensgestaltung?
  • Nutze ich den Umgang mit modernen Kommunikationsmitteln für Autonomie und Eigenverantwortung im Umgang mit Behörden und im Zahlungsverkehr?

Wie geht es Ihnen im Berufsalltag? Kennen Sie die oben beschriebenen Situationen? Welchen Umgang haben Sie damit gefunden?

Wenn Sie aktuell Entlastung im Bereich der Beistandschaften und/oder der Abklärungen benötigen, können Sie uns gerne kontaktieren. Wir unterstützen Sie bei Ihren Herausforderungen.

Über die tangente gmbh

Die Tangente GmbH ist ein Kompetenzzentrum im Erwachsenen- und Kinderschutz. Wir führen Beistandschaften im Auftrag von Gemeinden, machen fundierte Abklärungen in potenziellen Gefährdungssituationen und sind im Aufbau eines Bildungs- und Coachingangebotes für private Mandatsträgerinnen und Mandatsträger.

Über den Autor

Urs Mühle

062 520 74 13 | urs.muehle (at) tangente.social

  • Fachexperte und Gründer der Tangente GmbH
  • dipl. Sozialarbeiter FH
  • langjähriger Geschäftsführer, Leiter von Sozialdiensten
  • Berater und Coach in Privatfirmen und Sozialdiensten
  • Autor von Fachliteratur
  • Dozententätigkeit an FH und HF
Urs Mühle

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